Aus Anlass der Informationsveranstaltung der Bezirksregierung Münster zum Abschluss des Raumordnungsverfahrens hinsichtlich der geplanten Höchstspannungsleitung Westerkappeln-Gersteinwerk (BBPIG 89) waren am Montag auch Vertreter:innen der Bürgerinitiative Stromtrasse Münsterland nach Münster gefahren. Sie zeigten sich enttäuscht und empört über die Entscheidung der Bezirksregierung, den geplanten Antragskorridor der Amprion als „vorzugswürdig“ einzustufen. „Angesichts der erheblichen Auswirkungen dieses Vorhabens, hätten wir uns ein anderes Ergebnis gewünscht und auch erwartet,“ sagt Petra Eikelmann aus Alverskirchen. In über 2500 Stellungnahmen hatten sich Bürger:innen zu Wort gemeldet, betroffene Kommunen entlang der Strecke hatten in einem wissenschaftlichen Gutachten Planungsalternativen eingebracht und auch die Landesverbände des Naturschutzes hatten sich äußerst kritisch zu dem Vorhaben geäußert und vor ihren Auswirkungen gewarnt. Vergeblich. Das Aktionsbündnis 89 als Zusammenschluss aller Bürgerinitiativen überreichte eine Protestnote, in der man die Bezirksregierung auffordert, die Sorgen und Nöte der Menschen im weiteren Verfahren ausreichend zu berücksichtigen. Was in der jetzigen Stellungnahme nur unzureichend geschehen sei. Die erheblichen Belastungen und Beeinträchtigungen auf das Wohnumfeld der Menschen, die Natur und das kulturelle Erbe würden in dem 120-seitigen Dokument zwar immer wieder eingeräumt, jedoch mit dem Hinweis auf das öffentliche Interesse und dem gesetzlichen Auftrag für die Stromleitung abgetan, so Mirjam Reischert, Sprecherin des Aktionsbündnisses.
Gerade an der Notwendigkeit der Stromleitung aber zweifeln die Vertreter:innen der Bürgerinitiativen: Das Vorhaben, das nun quer durch das Münsterland gebaut werden soll, wird damit begründet, dass es einen zukünftigen Netzengpass beseitigen soll. Doch für das Netzengpassmanagement gebe es inzwischen weitaus kostengünstigere Lösungen als den Neubau einer Stromtrasse. Dazu gehöre in erster Linie einmal das vorhandene Netz optimal auszulasten, wie es in einer aktuellen Studie des Verbandes der deutschen Elektro- und Informationstechnik e.V. (VDE) aufgezeigt werde: Ohne weitere Kosten sind laut Studien dieser Sicherheitsexperten je nach Betriebsmitteln noch bis zu 60 % Kapazitäten im Netz vorhanden. „Die Stimmen werden immer lauter, dass die immensen Kosten für den Netzausbau zu hoch und der Netzausbau insgesamt überdimensioniert ist,“ äußert sich Thomas Hoffmeister-Höfener als Sprecher der BI Stromtrasse Münsterland. Selbst die Konzernchefs von EON und RWE wiesen kürzlich darauf hin, dass der Strombedarf wesentlich geringer zu erwarten ist. „Wir fordern die neue Bundesregierung auf, den Netzentwicklungsplan dringend zu überprüfen und an den tatsächlichen Bedarf anzupassen.“ Auf jeden Fall sei man nicht bereit, die erheblichen Beeinträchtigungen durch das geplante Vorhaben so hinzunehmen. „Wir werden uns weiter zum Schutz unseres Lebens- und Naturraumes einsetzen“, so übereinstimmend die Sprecher:innen der Bürgerinitiativen.
Wie es nun für die betroffenen Bürger:innen weitergehe, darüber wolle man in Kürze informieren.
Alle Informationen zum Abschluss des Raumordnungsverfahrens finden sich auf: https://www.aktionsbuendnis-89.de/